- Die Aufgaben der Schilddrüse
- Was versteht man unter einer Schilddrüsenunterfunktion?
- Wodurch wird eine Schilddrüsenunterfunktion verursacht?
- Welche Symptome treten auf?
- Wie kann eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert werden?
- Wie wird eine Schilddrüsenunterfunktion behandelt?
- Benötigen Hunde mit einer Schilddrüsenunterfunktion spezielles Futter?
- Die subklinische Schilddrüsenunterfunktion
- Zusammenfassung
- Web Seminar Schilddrüse: Fallbesprechung
Immer wieder treten Verhaltensprobleme auf. Der sanftmütige Hund mutiert innerhalb kürzester Zeit zu einem „Hyde-Hund“. Sie werden plötzlich unfolgsam, aggressiv und unkonzentriert. Das beste Training kann das Problem nicht beseitigen. Daher sollte bei ständigen Stimmungsschwankungen auch an eine Schilddrüsenunterfunktion gedacht werden.
Die Aufgaben der Schilddrüse
Unterhalb des Kehlkopfes befinden sich zwei Drüsenlappen, die mit einem Steg verbunden sind. In dem Drüsengewebe werden die Hormone T4 (Thyroxin) und T3 (Trijodthyronin) sowie Kalzitonin gebildet. Kalzitonin ist wichtig für den Kalziumstoffwechsel, es sorgt für harte Knochen und Zähne. T3 und T4 sind an verschiedenen Stoffwechselvorgängen beteiligt. Gerät die Schilddrüse aus dem Gleichgewicht, ist der Hund wesentlich beeinträchtigt.
Was versteht man unter einer Schilddrüsenunterfunktion?
In der Schilddrüse werden zu wenig Hormone produziert. Sämtliche Stoffwechselvorgänge finden verzögert statt. Der Hund ist nicht mehr wieder zuerkennen. Vor allem betroffen von einer Schilddrüsenunterfunktion sind große Hunderassen. Hier stehen der Golden Retriever, der Labrador Retriever und der Dobermann Pinscher an oberster Stelle, aber auch alle anderen Hunderassen können davon betroffen sein.
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Wodurch wird eine Schilddrüsenunterfunktion verursacht?
Die Schilddrüsenunterfunktion kann angeboren sein oder erst in einem späteren Lebensalter auftreten.
Idiopathische Atrophie: der Grund für die Rückbildung des Gewebes ist nicht bekannt
Entzündungen des Drüsengewebes durch Fehlfunktionen des Immunsystems: Das Abwehrsystem bildet Antikörper, die das Drüsengewebe zerstören.
Tumore der Schilddrüse oder der Hirnanhangsdrüse
Medikamente: Kortison
andere Stoffwechselerkrankungen: Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
Jodmangel durch minderwertiges Futter.

Welche Symptome treten auf?
Da sich die Schilddrüsenunterfunktion langsam entwickelt, treten am Anfang nur wenige Krankheitserscheinungen auf. Der Hund ist müde und bewegt sich ungern. Durch die Verlangsamung des Stoffwechsels und die mangelnde Bewegung setzt er Fett an. Der Herzschlag ist stark verlangsamt. Die Haare sind dünn und fallen am Bauch und im Bereich des Schwanzes aus. Die Haut wirkt trocken und schuppig. Aufgrund der Schwäche werden die Beine unkoordiniert aufgesetzt. Die Blutung während der Läufigkeit findet nicht statt. Bei Rüden ist kaum sexuelles Interesse vorhanden. Auch die Verdauung ist gestört, Durchfall und Verstopfung wechseln einander ab.
Verläuft die Schilddrüsenunterfunktion subklinisch (es können keine körperlichen Symptome wahrgenommen werden), treten vor allem Verhaltensstörungen auf. Intelligente Hunde, die früher schnell gelernt haben, sind durch die Schilddrüsenunterfunktion unkonzentriert und unfolgsam. Das Temperament ist reizbar, teilweise tritt Aggression gegen den Besitzer und andere Hunde auf.
Wie kann eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert werden?
Der Tierarzt kann bei einer Blutuntersuchung feststellen, dass die Werte für die Schilddrüsenhormone zu niedrig sind. Da die Werte im Laufe des Tages stark schwanken, muss für die endgültige Diagnose ein Funktionstest durchgeführt werden. Der Tierarzt verabreicht dem Hund ein Hormon, das bei normaler Schilddrüsenfunktion einen Anstieg der Schilddrüsenhormone verursacht. Ist das Drüsengewebe zerstört, bleiben die Werte weiter niedrig.
Bei einer Ultraschalluntersuchung können Veränderungen des Drüsengewebes sichtbar gemacht werden. Ist die Schilddrüse durch eine Vermehrung des Bindegewebes stark vergrößert, kann diese auch unterhalb des Kehlkopfes ertastet werden.
Erfahrungen einer betroffenen Hundebesitzerin: lesen Sie hier
Wie wird eine Schilddrüsenunterfunktion behandelt?
Die fehlenden Hormone werden durch künstliche Hormone ersetzt. Diese können in Form von Tabletten oder als Saft eingegeben werden. In der Einstellungsphase wird der Wert der Schilddrüsenhormone im Blut immer wieder durch den Tierarzt überprüft. Später genügt eine Kontrolle zweimal pro Jahr. Bei entsprechender Behandlung verschwinden die Symptome innerhalb weniger Monate. Mit einer lebenslangen Therapie kann der Hund ein vollständig normales Leben führen.
Benötigen Hunde mit einer Schilddrüsenunterfunktion spezielles Futter?
Erhält ein Hund Futter, das zu wenig Mineralstoffe und Spurenelemente enthält, kann er eine Schilddrüsenunterfunktion entwickeln. Jod ist für den Aufbau der Schilddrüsenhormone unbedingt erforderlich. Ist in dem Hundefutter kaum Jod enthalten, kann die Schilddrüse nur wenige Hormone herstellen. Daher ist es besonders wichtig, immer auch auf den Jodgehalt des Futters zu achten. Gerade beim Barfen (Fütterung von rohem oder teilweise erhitztem Futter) kann Jod gut durch Fischmahlzeiten und das Gehäuse von Bio-Äpfeln ergänzt werden.
Die subklinische Schilddrüsenunterfunktion
Eine subklinische Schilddrüsenunterfunktion wird auch als Dr. Jekyll und Mister Hyde Syndrom bezeichnet. Der Hund scheint bisweilen wie ausgewechselt und leidet unter starken Stimmungsschwankungen. Sanftmütig und anschmiegsam in einem Moment, im nächsten Augenblick unkontrollierbar und aggressiv. Ohne ersichtlichen Grund werden Kommandos nicht befolgt und bei friedlichen Spielen Störaktionen gesetzt.
Leider kann die subklinische Form der Schilddrüsenunterfunktion nicht bei einem Bluttest nachgewiesen werden. Die Werte der Schilddrüsenhormone befinden sich völlig im normalen Bereich. Die Empfindlichkeit für Geräusche nimmt stark zu. Durch die bestärkte Ausschüttung des Stresshormons Kortisol aus der Nebennierenrinde wirken die Hunde gestresst und hyperaktiv. Ständiger Kontrollverlust macht den Hund zu einem unangenehmen Begleiter, da sein Verhalten nicht vorhersehbar ist.
Doch warum ist das so? Die Schilddrüsenhormone beeinflussen auch die Ausschüttung der Botenstoffe im Gehirn. Wutanfälle und Apathie wechseln sich ab. Die Hunde können nicht angesprochen werden und zeigen einen „Tunnelblick“.
Zusammenfassung
Hinter einem unkontrollierten Verhalten kann eine Schilddrüsenunterfunktion stecken. Das muss aber nicht immer der Fall sein. Ungefähr 90 % der Hunde mit niedrigen Schilddrüsen-Hormonwerten entwickeln keine Verhaltensstörungen. Klären Sie daher die Problematik immer mit einem Tierarzt ab, der auch auf Hunde-Verhalten spezialisiert ist.